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25. August 2015
Wieder in den Süden.
Nach einer stürmischen Nacht in Nýidalur mit einem noch noch stürmischeren Morgen und dem erwähnten Verbiegen zweier Zeltstangen halten wir Rücksprache mit dem Hüttenwart.
Ergebnis und Beschluss:
Wir fahren nicht die F26 weiter, sondern die landschaftlich schönere Stecke der so genannten alten Sprengísandur. Kurz nach der Furt hinter der Hütte geht es dann ab ins Nichts. Steine und Sand mit einer Pistenspur wechseln sich mit Sand und Steinen ab. Man kommt hier nur sehr langsam voran, immer wieder muss man um Steine herumkurven.
Nach einiger Zeit kommen wir an eine Furt, die wenig Wasser führt aber es in sich hat. Es geht an beiden Seiten steil bergab bzw. bergauf und man sieht Spuren von einigen Vorgängern vom aufsetzen.
Aber mit etwas Nervenanspannung schaffen wir auch das.
Danach entdecken wir noch alte Wegmarken, nach denen die Menschen früher, als es noch kein GPS gab, ihren Weg gefunden haben. Auf manchen Wanderwegen kann man sie noch heute als sichere Orientierung nutzen.
Und schon bald beginnt das Thjórsárver, ein Feuchtgebiet im Hochland. Es ist etwa 120 Quadratkilometer groß und ein einzigartiges Ökosystem entlang des Flusses Thjórsá. Wegen des regnerischen Wetters lässt sich die schöne Landschaft leider nicht wirklich gut photographieren.
Von hier an gibt es Straßen und Stauseen von Landsvirkjun, dem staatlichen isländischen Energiekonzern. So ist der Rest der Strecke locker abzureißen.
Wir beschließen, die kommende Nacht nicht im Zelt zu verbringen und suchen uns eine Unterkunft im kleinen Ort Stokkseyri an der Südküste.
24. August 2015
Nach dem Attentat des bösen großen Steins auf unser armes wehrloses Auto -
Montag morgen brachten wir unser Auto zum Reifendienst und schilderten, dass eben der eine Reifen und seine Felge im Eimer sind. War halt doch ne ordentliche Delle an der Außenkante der Felge (blöderweise Alufelgen, eigentlich fehl am Platze im Gelände, aber war halt vom Vorbesitzer so gemacht worden).
Der Werkstattchef guckt sich das an und sagt: "No, you don't need a new one, we put some glue on it." Hä? Die kleben das? Nachgefragt: Ja, sie wollen Kleber draufmachen und den Reifen an der verbeulten Stelle an der Felge festkleben. Island.
Nun ja, wir haben uns natürlich einverstanden erklärt, denn sonst hätten wir wohl vier oder mindestens zwei neue Felgen plus Reifen gebraucht und das kostet auf Island alles mal locker doppelt so viel wie hier. Die Felge wurde also mit Kleber bestrichen, neuer Reifen draufgepappt, reichlich Auswuchtungsgewichte dazu um das Klebergewicht auszugleichen, färtisch. Räder hin und hergetauscht, alles gut. Und wenn es gut genug für Isländer ist, sollte es auch gut genug für uns sein.
Es hatte allerdings geregnet -
Egal, unser Auto hat dafür locker genug Bodenfreiheit, also schreckt uns das nicht. Doch dann kommt uns ein Auto mit jungen Frauen entgegen. Sie sagen uns, dass die Straße ein Stück weiter von einem großen Felsbrocken blockiert sei. Den hat es wohl durch den Regen gelöst und nun liegt er auf der Straße. Die Frauen wirken nicht wie Weicheier, sonst hätten sie es gar nicht bis da geschafft, und so müssen wir ihnen wohl glauben.
Wieder einmal sind wir fasziniert davon, dass man auf Island lange durch Geröll und Sand fahren kann und plötzlich gibt es grüne Oasen an kleinen Flüssen.
Seit wir auf Island waren, mag ich die Farbkombination steingrau-
Diese Nord-
Eines der bekanntesten isländischen Volkslieder heißt "Á Sprengisandi" und beschreibt einen unheimlichen Ritt.
Ríðum, ríðum, rekum yfir sandinn,
rennur sól á bak við Arnarfell.
Hér á reiki' er margur óhreinn andinn
úr því fer að skyggja á jökulsvell.
Drottinn leiði drösulinn minn,
drjúgur verður síðasti áfanginn.
Þei þei, þei þei. Þaut í holti tófa,
þurran vill hún blóði væta góm,
eða líka einhver var að hóa
undarlega digrum karlaróm.
Útilegumenn í Ódáðahraun
eru kannski' að smala fé á laun.
Ríðum, ríðum, rekum yfir sandinn,
rökkrið er að síga' á Herðubreið.
Álfadrotting er að beisla gandinn,
ekki' er gott að verða' á hennar leið.
Vænsta klárinn vildi' ég gefa til
að vera kominn ofan í Kiðagil.
Alles verstanden? Nein? OK:
Auf dem Sprengisandur
Wir reiten, reiten, jagen über den Sand,
die Sonne sinkt hinter dem Arnarfell.
Hier in diesem Gebiet gibt es viele unreine Geister,
die herauskommen aus dem Schatten im Gletschergebiet.
Herr, führe mein Ross,
die letzte Wegstrecke wird schwer.
Pst, pst, pst, pst. Auf einem Steinhügel rennt eine Polarfüchsin,
ihren trockenen Gaumen will sie mit Blut netzen,
oder vielleicht rief auch jemand
mit einer seltsamen, dunklen Männerstimme.
Die Geächteten aus dem Ódáðahraun
treiben vielleicht heimlich Schafe zusammen.
Wir reiten, reiten, jagen über den Sand,
die Abenddämmerung senkt sich über Herðubreið.
Die Elfenkönigin zäumt ihren Zelter,
es ist nicht gut, ihr in den Weg zu kommen.
Mein bestes Pferd würde ich geben,
wenn ich schon drüben in Kiðagil wäre.
Zurück in die Realität. Über viele viele Steine und viel viel Sand und Geröll nähern wir uns dem Ziel unserer Tagesetappe: Nýidalur am Fuß des Gletschers Tungnafellsjökull.
Und bevor man Zeltplatz und Hütte von Norden her erreicht, muss man durch eine doch anspruchsvollere Furt. Wir können das aber inzwischen ganz gut und sind nach Begutachtung der Situation souverän in leichtem Bogen flussabwärts durchgefahren. Danach kommt noch eine zweite, etwas leichtere, auch gemeistert, und damit am Fuß des Tungnafellsjökull angekommen.
Wir beeilten uns, unser Zelt aufzuschlagen, denn es wurde zunehmend windiger.
Eigentlich ist zelten bei so schöner Aussicht ja was feines, aber es sollte unsere windigste Zeltnacht auf Island werden. Es haben auch Leute ihre Dachzelte wieder abgebaut und im Auto geschlafen.
Wir haben uns am Morgen jedenfalls beim Abbau zwei Zeltstangensegmente verbogen und mussten extrem aufpassen, dass uns nicht alles wegflog. Zum Glück hatten wir schon viel Routine im Zelt-
22. August 2015
Nachdem wir zwei Tage in Siglufjörður Pause vom Campen gemacht haben geht es wieder los. Es soll zurück ins Hochland gehen auf der F26, der Sprengisandur. Auf dem Weg kommen wir durch Akureyri und kaufen noch mal Vorräte, der Kanister wird aufgefüllt -
Nach einiger Zeit wird dann die 842 zur F26, ab hier gibt es keine Besiedelung mehr und die Landschaft wird zusehends karger. Nach einem einfachen Stück Straße erreicht man dann den Aldeyjarfoss. Der erste Höhepunkt des Tages.
In einer bizarren Basaltlandschaft fällt hier die Skjálfandafljót 20m in die Tiefe. Sogar ein kleiner Regenbogen ist im Sprühnebel des Wasserfalls zu sehen.
Es ist gutes sonniges Wetter und der Ausblick ist atemberaubend. Auch die hier noch zahlreichen Lupinen lassen erst einmal nicht erkennen, dass die Wüste nicht weit ist.
Weiter geht es und nach wenigen Kilometern liegt ein Stein auf der Straße und ich verschätze mich etwas. Nein, er passte doch nicht unter den Wagen. Wir rumsen also mit etwa 50 auf den Stein. Er demoliert den Unterfahrschutz, macht eine Delle in die Alufelge und zerstört einen Reifen. Sch***.
Also machen wir uns ans Reifen wechseln. Wir kramen den Wagenheber hervor, holen das Handbuch raus, grübeln, wie das wohl geht. Machen den Ersatzreifen ab und pumpen den Wagen hoch.
Tja, dummerweise passt der Schlüssel, der beim Ersatzrad gepasst hat, nicht auf die Muttern der Alufelgen, er ist schlicht zu groß. Nun stehen wir in der Wüste, der Handyempfang ist eher zufällig mal da, mal nicht und können das Rad nicht wechseln.
Zum Glück kommt ein italienisches Pärchen vorbei und hat den richtigen Schlüssel. Wir schaffen es doch noch, den Reifen zu wechseln, benachrichtigen, nachdem ich auf einen Hügel gelaufen bin, unseren Autoclub, den ACE, und haben das nächste Problem. Das abmontierte Rad passt nicht dahin, wo das Reserverad aufgehangen wird. Es ist einfach zu dick, der Reifen selbst ist der gleiche, aber die Felge ist eine andere.
Wir räumen dann noch den halben Kofferraum aus, um das Rad dort hinein zu wuchten und stopfen die ausgeräumten Sachen in alle Löcher die wir noch finden können.
Zurück geht es nach Akureyri -
18. August 2015
Nach einer fast windstillen Nacht bei der Kerkfjöll-
Besonders gut starten wir erst mal nicht in den Tag, ich falle beim Einpacken, als das Auto schon fertig war über einen Stein uns schramme mir beide Handballen auf.
Zum Glück ist nicht wirklich etwas schlimmes passiert. So mache ich nur einen Besuch beim Hüttenwart um die Wunden desinfizieren zu lassen -
(Kverkfjöll)
Aber von so was lässt man sich ja nicht aufhalten. Also geht es noch ein Stück weiter auf der F903 Richtung Kverkfjöll -
Einige Stunden später, durch Sandwüsten und bizarre Gegenden, in denen man schwarze Steine hat aber alles mit einer Schicht aus gelbem Bimsstein übersät ist, kommen wir auch in einen Sandsturm.
Zum Glück hält das nicht an und es beginnt stattdessen leicht zu nieseln. Der Regen wäscht den Sand aus der Luft und so kommen wir dann auch an der Askja an -
Also erst zu dem neuen Lavafeld des letzten Bárdarbunga-
Die Fahrt geht bei leichtem Nieselregen durch eine Aschewüste. Das Fahren ist nicht unkompliziert, denn es ist als würde man auf lockerem Sand fahren. So muss man versuchen, möglichst nicht anzuhalten, sonst könnte man sich schnell festfahren.
Nach etwa 45 Minuten Fahrt kommen wir an dem noch rauchenden Lavafeld an. Es regnet mittlerweile.
Das hält aber viele, die da sind, nicht davon ab, in dem entstandenen warmen Fluß zu baden.
Leider fällt für mich, mit den aufgeschabten Händen, das Baden aus. So fahren wir zurück und stellen fest das wir nicht mehr zum Krater der Askja kommen mit dem Treibstoff. Jedenfalls würde es knapp werden auf dem Rückweg.
Das Risiko gehen wir nicht ein und brechen dann auf nach Möðrudalur. Unterwegs bekommen wir noch einen grandiosen Regenbogen zu sehen.
Nach einigen Stunden Rüttelpiste kommen wir in Möðrudalur an. Das Auto sagt nun doch, wir hätten noch 60km weiter fahren können und hätten uns gar nicht so beschränken müssen. Mist.
17. August 2015
Nach einer windigen Nacht am Snaefell hieß es weiter zu ziehen. Wir verabschiedeten uns noch von "unserer" Rangerin Sóley und machten uns dann langsam auf dem Weg. Die Landschaft ist dort wirklich schön.
Das erste Ziel war der Kárahnjúkar Staudamm, zu dem Tina ja schon geschrieben hat. Also eigentlich wollten wir den nicht wirklich ansehen, so schön sind Staudämme nicht, aber hier kann man seinen Müll los werden, auch wenn das vielleicht nicht so gedacht ist, denn aus Snaefell muss man alles wieder mit nehmen. Auch hat das Visitorcenter ein Klo. Nachdem wir dann schamlos diese Einrichtungen genutzt haben ging es weiter zum nächsten Ziel.
Der warme Wasserfall ist noch eine etwas versteckte Attraktion. Wenn man auf der 910 nach dem Staudamm weiter fährt wird sie dann schnell nur F910 und man kommt nach wenigen Kilometer an eine Kreuzung an der man in ein Tal abbiegen kann. Die Straße ins Tal war eigentlich nicht schlecht und unten angekommen sahen wir, neben ein paar alten Gebäuden, in denen früher Schaftreiber übernachteten, ein Klo und ein Zelt von jemanden, der sich offensichtlich herumtrieb.
So waren wir denn alleine und entdeckten auch den kleinen warmen Wasserfall. Hinein ins Vergnügen und erst mal geduscht. Nach etwa einer Stunde tauchten dann noch andere Menschen auf, wir waren gerade in Aufbruch begriffen und fanden, dass wir mal wieder Glück und unsere Ruhe gehabt hatten.
Weiter ging es die F910 antlang. Ein paar Furten gab es, aber am anstrengendsten waren die Streckenabschnitte durch Lavafelder, die haben meistens sehr viele Kurven und viele Steine, sind also nur sehr langsam zu befahren und man sollte immer sehr aufmerksam sein.
Folgt man der F910 eine Weile zweigt die 902 ab. Diese geht durch Hvannalindir nach Kerkfjöll, diese nahmen wir dann auch. Hvannalindir ist eine Oase an der Lindaá. Mitten in der Stein und Sandwüste ist es hier Grün.
Nach ein paar anspruchsvollen Furten, die wir meisterten, fuhren wir dann weiter nach Kverkfjöll. Kverkföll ist ein Massiv am Rande des Vatnajökull. Das besondere hier ist das Geothermalgebiet. Heute bauten wir nach einem Blick über den Gletcher beim Kverkfjöll aber nur noch unser Zelt auf, nach den vielen Stunden im Auto.